Antibiotikacheck
Do's and Dont's im Umgang mit Antibiotika
Der Umgang mit Antibiotika ist täglich ein zentrales Thema in der medizinischen Praxis. Durch den verantwortungsvollen und gezielten Einsatz von Antibiotika in Kombination mit Probiotika profitieren Patienten, da die Stabilität und die Widerstandsfähigkeit des Darmmikrobioms geschützt werden. Gleichzeitig kann so auch die Wirksamkeit der Antibiotika möglichst lange erhalten werden.1
Diese Empfehlungen bieten Ihnen einen groben Leitfaden für eine rationale und verantwortungsbewusste Antibiotikaverschreibung:2-7
Do‘s
Don'ts
- Indikation kritisch stellen: Nutzen und Risiken (Nebenwirkungen, Resistenzen) individuell beurteilen.3
- Nur wenn wirklich notwendig: Antibiotika nur bei eindeutigen, wenn möglich mikrobiologisch bestätigten, Indikationen und nach Leitlinien verschreiben.2
- Sorgfältige Antibiotikawahl: Leitlinienkonform und vorzugsweise mit schmalem Spektrum und unter Berücksichtigung lokaler Resistenzmuster.2
- „Watchful Waiting“: Bei unsicheren Diagnosen abwartend beobachten und dem Patienten klare Anweisungen geben, inkl. Warnzeichen, wann er nochmals zur Abholung eines Rezepts (z. B. vorbereitet am Tresen) in die Praxis kommen muss („verzögerte Verschreibung“).2,8
- Das geeignetste Behandlungsschema wählen:
• Antibiotika so kurz wie möglich und so lang wie nötig verordnen. Jede einzelne Dosis zählt!5
• Anwendungsschema für den Patienten schriftlich festhalten und die Wichtigkeit der vollständigen Therapie betonen. - Patientenanamnese beachten:
• Allergien, Alter, Komorbiditäten und vorherige Antibiotikanutzung berücksichtigen.
• Fragen Sie nach kürzlichen Auslandsaufenthalten in Ländern mit hoher MRE-Prävalenz (z. B. Indien, China, Griechenland, Saudi-Arabien).6 - Patientenaufklärung zur Stärkung des Vertrauen und der Eigenverantwortung:2
• Risiken unnötiger Antibiotikaverschreibungen erläutern.
• Wenn passend, erklären warum Antibiotika bei viralen Infekten nicht wirksam sind.
• Praktikable Alternativen zur symptomatischen Behandlung anbieten.
• Informationsbroschüren zum richtigen Umgang mit Antibiotika und der Bedeutung des Mikrobioms nutzen. - Empfehlung von Probiotika ab dem 1. Tag einer Antibiose:7
Empfehlen Sie nur ausgewählte, evidenzbasierte Probiotika. So kann das Mikrobiom während einer Antibiotikatherapie am gezieltesten und effizientesten geschützt werden, um das Risiko für Nebenwirkungen oder langfristige Auswirkungen zu verringern.
- Antibiotika sind keine „Safety“-Lösung: Sie bergen Nebenwirkungen und langfristige Risiken.2-3
- Keine Antibiotika bei:
• viralen Infektionen
• leichten bakteriellen Infektionen bei immunkompetenten Patienten.3 - „Irgendetwas muss man ja tun“: Verschreiben Sie keine Antibiotika aufgrund von gefühltem Patientendruck. Patienten möchten hauptsächlich wissen, ob eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt, und lassen sich oft davon überzeugen, dass weniger manchmal mehr ist.
- Kein leichtfertiger Einsatz von Breitbandantibiotika,
bzw. 2. Wahl-Antibiotika wie:
• Cephalosporine
• Clindamycin
• Betalaktamase-Inhibitoren
• Makrolide
• Fluochinolone
• Cabapeneme - Keine unnötigen prophylaktischen Standby-Rezepte:
Nur wenn wirklich notwendig und mit klarer schriftlicher Anweisung. Betrifft auch Notfall-Rezepte für Auslandsreisen.4 - Weniger topische Antibiotika: Verzichten Sie auf den Einsatz topischer Antibiotika oder reduzieren Sie deren Verwendung; verschreiben Sie stattdessen lokal desinfizierende Mittel.5
Referenzen:
- Bundesministerium für Gesundheit (BMG). DART 2030: Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie. 2023
- Magin et al. Australian Journal for General Practitioners. 2022;51,21-4.
- Dt. Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. S2k-Leitlinie: Antibiotikatherapie bei HNO-Infektionen. 2019
- Vilkman et al. Travel Med Infect Dis. 2019;27,64-71.
- Ärzte-Verbund Rheine e.V. Ambulanter Antibiotikaleitfaden: Empfehlungen zur Antibiotikatherapie bei Erwachsenen auf Basis aktueller Leitlinien und Empfehlungen sowie der regionalen Resistenzlage. 2024
- Fessler. Pneumo News. 2018;10(2),43-.
- Guarner et al. World Gastroenterology Organisation – Global Guidelines: Probiotics and prebiotics. 2023
- Rabold et al. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2022;65(6),725-8.